INSTAR IN-9020 Full HD im Test
Im letzten Jahr haben wir für euch die Outdoor-Überwachungskamera IN-9008 Full HD von Instar vorgestellt und getestet. Mit der IN-9010 und IN-9020 bietet INSTAR aktuell zwei Nachfolger an. In diesem Test möchte ich euch das „größere“ der beiden Modelle, seine Stärken und Schwächen vorstellen.
Kurzportrait
Wie schon beim Vorgänger lässt sich der Leistungsumfang der IN-9020 nicht sonderlich kurz fassen. Es sind zahlreiche Punkte, welche die IN-9020 besonders machen:
- Wetterfeste Outdoor-Kamera
- 1/3 Zoll Panasonic CMOS-Sensor (Auflösung max. 1920×1080 / min. 320×176)
- Wide Dynamic Range
- 36°-120° Blickwinkel / 4-fach optischer Zoom
- Dreh- und Schwenkbar (355° / 90°)
- 6x Hochleistung-Infrarot-LED (15-20 Meter Reichweite)
- PIR-Bewegungssensor
- H.264 (MPEG-4 AVC)
- Anschlüsse: LAN 10/100 MBit / WLAN 150 MBit (WPS, WPA, WPA2)
- ONVIF-Protokoll
- Speicherung: SD-Karte (bis 128 GB), FTP, Cloud
- Benachrichtigungen: PUSH, E-Mail
Herstellerangaben lesen sich in der Regel gut – welche Relevanz die Punkte im Alltag haben bzw. welche Vor- und Nachteile sie bringen, soll der Test klären.
Unboxing & Lieferumfang
Vertrieben wird die IN-9020 in einer optisch ansprechenden Verpackung, die in der Aufmachung derer anderer Produkte von INSTAR ähnelt. Die Vorderseite ziert ein Produktbild, das um zahlreiche Informationen zum Leistungsumfang der Kamera ergänzt wird.
Neben den eingangs genannten Features zählt auch die Nennung der unterstützten Plattformen und die ist erfreulich komplett:
- iOS
- Android
- Windows
- Windows Phone 8
- Kindle
- Blackberry
Auffällig ist das hohe Gewicht der Kartons, der mehr als zwei Kilogramm auf die Waage bringt. Wesentlichen Anteil daran hat die Kamera selbst, die mit 1,9 Kilogramm nicht leicht ausfällt. Nebst der Kamera finden sich im Lieferumfang:
- Wandhalterung
- Deckenhalterung
- Montagezubehör (Schrauben/ Dübel)
- Ethernet-LAN-Kabel
- Antenne
- Anschlusskabel
- Netzteil
- Anleitung
Alles was seitens des Herstellers sinnvoll beigefügt werden konnte ist vorhanden. Sogar der kleine Schraubenzieher, der schon bei der IN-9008 mit von der Partie war, ist wieder dabei.. Für die Montage der IN-9020 braucht es aber ein bisschen mehr als einen kleinen Schraubenzieher.
Erster Eindruck & Verarbeitung
Den ersten Eindruck hat die Verpackung hinsichtlich des Gewichts ja vorweggenommen. Hält man die Kamera in den Händen wird jedoch noch einmal klar, wieviel Eigengewicht die IN-9020 (auch ohne Zubehör für Wand- und Deckenmontage) hat.
Das hohe Gewicht ist der Materialwahl geschuldet, denn die IN-9020 ist aus wetterfestem Stahlblech gefertigt. Jedenfalls die obere Hälfte der Kamera, die in Form und Größe etwa einer Honigmelone gleicht.
Ebenso robust ist das Zubehör für die Wand- bzw. die Deckenmontage. Immerhin müssen diese die knapp zwei Kilo Gewicht der Kamera tragen.
Sowohl die Montageplatte für die Decke, als auch für die Wand verfügen über Aussparungen, um das Anschlusskabel von der Kamera wegzuführen. Mehrere Aussparungen in der Wandhalterung erlauben das Wegführen des Kabels in unterschiedlichen Richtungen.
Die hervorragende Verarbeitung und Komponentenwahl erlaubt Betriebstemperaturen zwischen -20° C und 55° C. Wo der Vorgänger IN-9008 für den Betrieb bei niedrigen Temperaturen noch ein Heizelement benötigt, arbeitet die IN-9020 stoisch weiter.
Die untere Hälfte der Überwachungskamera ist vom schwenk- und neigbaren Kamerakopf geprägt. Hier greift INSTAR auf Kunststoff zurück, welches einen beständigen, jedoch nicht den prägenden Eindruck des Stahls hinterlässt.
Der Kamerakopf schindet Eindruck: In der Mitte befindet sich das Objektiv, das von 6 Hochleistungs-Infrarot-LED flankiert wird. Sieht man bei vielen Herstellern alleinig die LED, verbaut INSTAR die LED hinter eine Art Linse, die das Infrarot-Licht bündelt und für gute Nachtsicht bei bis zu 20 Metern sorgen soll. Unterhalb des Objektivs finden sich die Bewegungsmelder und das Mikrofon.
Die IN-9020 verfügt über einen PIR-Sensor, der Bewegungen von warmen Körpern registriert. Dadurch sollen Fehlalarme deutlich reduziert werden.
Rückseitig erlangt man über eine verschraubte Platte Zugang zur SD-Karte. Hier ist die mitgelieferte SD-Karte mit 16 GB bereits verbaut. Wer mehr Platz zum Speichern von Fotos und Videos vorsehen möchte, kann die Karte durch eine andere mit bis zu 128 GB ersetzen.
Auf der Oberseite befinden sich die Anschlüsse für die Stromversorgung, den LAN-Anschluss und die Sirene. Wer zur Anbindung der Kamera auf WLAN zurückgreifen möchte, der findet hier auch den Anschluss für die aufschraubbare Stabantenne.
Montage und Einrichtung
Die Montage ist ein bisschen komplexer, als man es von kleineren Kameras gewohnt ist. Mit Bohrschablonen, Schrauben und Dübeln versucht INSTAR zwar die Hürde möglichst niedrig zu gestalten, ohne ein bisschen Geduld und Geschick kommt man aber doch nicht aus.
Den Fokus möchte ich gerne auf den Anschluss der Kamera legen, denn hier gibt es durchaus ein paar Kritikpunkte: Netzwerk, Stromversorgung und externe Sirene werden mittels kleiner Steckverbindungen an der Oberseite der Kamera angeschlossen.
Die Stecker sind durchweg klein, so dass man mit Fingern ein wenig Geschick benötigt oder zur Pinzette greift. Das selbst ist gar nicht so problematisch, weil diese Arbeiten ja nicht so häufig erledigt werden müssen. Schlimmer wiegt die fehlende Zugentlastung und die Länge der Ummantelung.
Ohne es „ausprobiert“ zu haben, wohnt den kleinen Anschlussdrähten inne, dass diese bei Zug abreißen. In die gleiche Richtung geht die Kritik an der Ummantelung des Anschlusskabels. Dieser ist im Testexemplar derart weit gekürzt, dass sie aus dem Sockel fast herausragt. Durch die fehlende Ummantelung ist das Kabel aber flexibler und die Belastung der kleinen Drähte höher. Wenn die Kamera montiert ist droht wenig Gefahr, bei der Montage hingegen ist Vorsicht geboten.
Wie und wo auch immer die Überwachungskamera befestigt wird, sie schafft es nicht sich zu verstecken. Zu wuchtig ist ihr Auftreten und das damit verbundene Statement „Wenn du mich siehst, sehe ich dich auch“.
Ist die Kamera an Ort und Stelle platziert, erfolgt die Einbindung in das Netzwerk. Für alle Schritte der Montage bzw. der Einrichtung bietet INSTAR eine Schritt-für-Schritt-Anleitung online an. Wer Interesse hat, kann sich die Anleitung unter install.instar.de einmal anschauen.
Steuerung per App oder Web
Die Kamera lässt sich prinzipiell über eine Smartphone- / Tablet-App oder die Web-Oberfläche steuern. Anders als bei vielen anderen Herstellern ist der Zugriff auf die Kameras über das Internet zunächst nicht möglich. Im selben Netzwerk erlangt man über die IP-Adresse jedoch problemlos Zugriff auf die Kamera.
Wer sich mit IP-Adressen und seinem eigenen Netzwerk nicht sonderlich gut auskennt, der kann auf das kostenlose Tool von INSTAR zurückgreifen, das im Netzwerk automatisch verfügbare INSTAR-Kameras findet und per Doppelklick die Web-Oberfläche öffnet.
Zugriff per Web
Dreh- und Angelpunkt ist die Web-Oberfläche, welche die IN-9020 mitbringt. Richtig gelesen! Es ist die Kamera selbst, die eine Oberfläche zum Live-Stream, zur Steuerung und zur Einstellung bereitstellt.
Damit steht im INSTAR im krassen Kontrast zu den vielen, vielen anderen Herstellern, die auf einen Cloud-Lösung setzen. Wer sich mehr Kontrolle über seine Daten wünscht ist bei INSTAR gut aufgehoben.
Einen Nachteil hat das ganze dennoch: Die Web-Oberfläche gilt nur für diese eine Kamera. Für den Zugriff auf eine andere Kamera muss eine andere URL / IP-Adresse aufgerufen werden. Eine gesammelte Sicht gibt es nicht.
Steuerung und Kamerapositionen
Den Einstieg in die Web-Oberfläche bildet der Live-Stream der Kamera. Hier kann die Kamera mittels Steuerkreuz auch geschwenkt und gedreht werden.
Leider reagiert die Kamera auf Einzelklicks eher träge. Besser wird es, wenn man einen Klick aufrechterhält und die Kamera sich dann flüssig bewegt. Unter der Prämisse, dass die Kamera an einem geeigneten Ort befestigt ist (nämlich deutlich erhöht an Wand oder Decke) erlauben die Freiheitsgrade von 355° (Rotation) und 90° (Neigung) eine fast lückenlose Überwachung.
Gerade weil das präzise Anfahren bestimmter Positionen manchmal ein bisschen Geduld erfordert, macht das Speichern von Kamerapositionen umso mehr Sinn. Ein Klick genügt und die die Kamera richtet sich umgehend aus. Das betrifft im übrigen nicht nur Drehwinkel und Neigung sondern auch die Brennweite des 4-fach optischen Zooms. Dank Autofokus stellt die IN-9020 das Bild wieder scharf – auch wenn das einen kleinen Moment dauert.
Per Tourenplan lassen sich unterschiedliche Positionen hintereinander anfahren, so dass auch große Bereiche überwacht werden können. Die Motorengeräusche sind dabei erfreulich leise.
Nicht ganz im Einklang dazu ist die Definition von Alarmbereichen, in denen Bewegungen zum Auslösen eines Alarms führen sollen.
Diese Bereiche sind nämlich völlig unabhängig von der Ausrichtung der Kamera. Sinnvoller wäre es, man könnte Alarmbereiche pro Position sowie positionsunabhängig definieren.
Unabhängig davon sorgt eine erkannte Bewegung in einem dieser Bereiche dafür, dass ein Alarm ausgelöst wird. Dieser resultiert in einer Push- bzw. E-Mail-Benachrichtigung, einer Bild- oder Videoaufzeichnung und/oder dem Auslösen einer externen Sirene.
Die Möglichkeiten wann und wie die Kamera reagieren soll sind sehr umfangreich und übersteigen die Möglichkeiten von Arlo und Co deutlich.
Wohin mit den Daten, wenn nicht in die Cloud?
Um es vorwegzunehmen, auch INSTAR bietet die Speicherung in der Cloud an. Es ist aber eine zusätzliche Leistung, die eingekauft werden muss.
Wer seine Daten lieber bei sich behalten möchte, der findet in INSTAR den perfekten Partner.
Wenn gewünscht, speichert die IN-9020 die Daten auf der eingebauten 16 GB SD-Karte. Weil aber auch die Kamera (mit SD-Karte) geklaut oder zerstört werden kann, besteht die Möglichkeit die Inhalte auf einen FTP-Server oder die INSTAR-Cloud-Lösung zu übertragen. Auch ein Versand von Bildaufnahmen per E-Mail ist möglich.
INSTAR zeigt hier größtmögliche Flexibilität und kommt denen entgegen, die Datenschutzbedenken haben. In Unternehmen ist dies im Übrigen keine Seltenheit.
Kritik kann man an der Speicherung dennoch üben. Diese erfolgt zwar strukturiert nach Datum und Uhrzeit, aber nur in Form einer Verzeichnisstruktur.
Eine Übersicht mit Vorschaubild, ggf. entlang eines Zeitstrahls, wäre von Vorteil.
Bildqualität – Gewohnt gut dank Wide Dynamic Range
Hinsichtlich der Bildqualität setzt INSTAR auf den etablierten Sensor von Panasonic mit 1/3 Zoll und max. 2 Megapixel Auflösung. Mit dem optischen 4-fach-Zoom sind Blickwinkel zwischen 36° und 120° möglich. Gerade die 120° sorgen für gute Rundum-Sicht und deutlich mehr Übersicht als die 90° des Vorgängers IN-9008.
Zwar wirkt das Bild ein bisschen flau, ist dank Wide Dynamic Range (WDR) aber gleichmäßig ausgesteuert. Das übliche „Absaufen“ des Vordergrunds bei hellem Himmel bleibt damit aus.
Der Autofokus sorgt für scharfe Bilder. Auch wenn beim Test des Vorgängers das Bild scharf war, der ansonsten fixe Fokus hätte manuell nachgestellt werden müssen.
In Dunkelheit profitiert die Bildqualität durch die sechs Infrarot-LED, die die Bildmitte sehr gut ausleuchten. Zu den Seiten fällt die Beleuchtung merklich ab, ohne dass die Aufnahmen darunter stark leiden.
Wem die Standard-Einstellungen der IN-9020 nicht zusagen, der hat die Möglichkeit zahlreiche Bildwerte zu ändern und der Situation entsprechend anzupassen.
Für wen ist die IN-9020 geeignet?
Mit ca. 350 EUR (UVP) ist die IN-9020 kein günstiges Produkt, auch wenn sie das Geld wert ist. Dennoch schließt sich die Frage an, für welche Zielgruppe die Überwachungskamera geeignet ist.
Aufgrund ihrer Präsenz, des Leistungsumfangs und der Qualität scheint die IN-9020 wie geschaffen für den Einsatz im Unternehmensumfeld. Schon durch das optischen Auftreten würde es nicht wundern, wenn sich die Kamera an stark bewachten Gebäuden (z.B. Banken und Ministerien) wiederfinden würde.
Die zahlreichen Einstellungen erlauben die Kamera bestmöglich einzusetzen und in bestehende Strukturen einzubinden. Ein großer Vorteil für Unternehmen ist bestimmen zu können, wo die Daten gespeichert werden. Bei vielen Cloud-Lösungen ist dies nicht der Fall und ein K.O.-Kriterium für viele Interessenten.
Außer Frage steht natürlich, dass die Kamera auch im Privaten groß auftrumpfen würde. Ob alle Funktionen in dem Maße genutzt werden, um den Anschaffungspreis aufzuwiegen muss jeder für sich selbst entscheiden. Um den vollen Leistungsumfang nutzen zu können, muss man sich schon ein bisschen mit dem Produkt auseinandersetzen, erhält dann aber eine wirklich gute Überwachungskamera.
INSTAR IN-9020 Test
INSTAR hat die IN-9008 konsequent weiterentwickelt und bietet für ca. 350 EUR ein professionelles, wenngleich teueres Produkt an.
Mit den hier sonst vorgestellten Produkten hat die IN-9020 wenig gemeinsam. Die Funktionen und die damit verbundenen Möglichkeiten sind umfrangreicher. Die Komplexität erfordert ein bisschen mehr Arbeit, um die Kamera in Betrieb zu nehmen, selbst wenn INSTAR alles versucht den Einstieg möglichst schnell zu gestalten.
Zu den großen Vorteilen im Vergleich zum Vorgänger zählen die Schwenk- und Neigetechnik, das Objektiv mit 4-fach optischen Zoom und der größerere Betriebstemperaturbereich
Mit einer überdurchschnittlichen Bildqualität kann die IN-9020 tags wie nachts überzeugen und sichert sich bezogen auf Produkt eine klare Kaufempfehlung. Wenn da nur nicht der hohe Preis wäre…