Netgear Meural Canvas II im Test – Smarte Technik in ihrer schönsten Form
Mit dem Meural Canvas II präsentiert Netgear ein Produkt, dass nicht so recht in das Portfolio des Netzwerk-Spezialisten fallen will und gleichzeitig seinesgleichen sucht. Wir haben uns den digitalen Bilderrahmen einmal angeschaut und erläutern in diesem Testbericht die Besonderheiten, Vor- und Nachteile.
Der Meural Canvas II ist die zweite Generation der digitalen Leinwand, die vormals nur in den USA vertrieben wurde. Gemessen an dem 21,5 bzw. 27 Zoll großen Display mit seiner Full-HD-Auflösung von 1920×1080 Pixeln hat der Meural Canvas II auch wenig mit den digitalen Bilderrahmen gemeinsam, die es mit meist unterirdischem Display und für wenig Geld im Handel zu kaufen gibt.
Der Meural Canvas II ist anders und das fängt schon bei der hochwertigen Aufmachung an: Die digitale Leinwand verfügt tatsächlich über einen Bilderrahmen und zwar wahlweise in weißem bzw. schwarzen Kunststoff oder in hellem bzw. dunklem Echtholz.
Weil die Tiefe des Rahmens nur 3cm beträgt fällt der Unterschied zu einem Bilderrahmen erstaunlich gering aus. Verräterisch sind natürlich das im ausgeschalteten Zustand schwarze Display, sowie der Ein-/Aus-Schalter und die kleine Klappe zum Verstecken des SD-Karten-Slots, der sich seitlich am Rahmen befindet.
Aufgehängt werden kann der Meural Canvas II im Hoch- bzw. Querformat. Wer dauerhaft beide Formate nutzen möchte, kann sich eine spezielle Aufhängung von Netgear kaufen. Die ist mit ca. 50 € zwar relativ teuer, erlaubt aber die digitale Leinwand schnell und problemlos vom Hochformat ins Querformat und zurück zu schwenken.
Die Anleitung zur Montage ist gut bebildert und dank kleiner Libelle fällt das waagerechte Ausrichten an der Wand auch leicht. Anschließend wird die Leinwand nur noch in die Halterung eingehängt.
Kleines Manko: Beim Meural Canvas II handelt es sich immer noch um ein elektrisches Gerät, dass eine Stromzufuhr benötigt. Das Kabel zwischen Netzweil und Leinwand ist zwar schmal und weiß – und daher in der Regel vor deutschen Raufasertapeten unauffällig – ein klein bisschen stört es aber den Gesamteindruck.
Wer die Wand nicht aufstemmen und das Kabel unter Putz verlegen möchte, der kann den Bilderrahmen auch angekippt auf einem Regel platzieren und das Kabel unsichtbar hinter dem Möbel wegführen. Eine ursprünglich von Netgear in Aussicht gestellte Staffelei zur optisch ansprechendes Positionieren hat offenbar die Marktreife noch nicht erlangt.
Einrichtung und Bedienung des Meural Canvas II
Das Einrichten der digitalen Leinwand erfolgt mit der Meural App, die kostenfrei für Android und iOS erhältlich ist. Innerhalb von wenigen Minuten ist das Gerät in der App mittels QR-Code registriert und die WLAN-Zugangsdaten auf die Leinwand übertragen.
Die App wurde mittlerweile grundlegend überarbeitet und ist nun deutlich strukturierter. Das Einrichten von Gallerien mit eigenen bzw. fremden Inhalten, sowie das Überspielen auf die Leinwand sind deutlicher intuitiver, auch wenn immer noch Luft nach oben ist. Wer da einmal durchgestiegen ist kann aber schnell die Inhalte verwalten, die auf dem Display angezeigt werden sollen.
Über die App lassen sich einzelne Bilder oder ganze Gallerien wechseln. Das Wechseln von Bildern nach einer bestimmten Zeit lässt sich hier genauso einstellen, wie das automatische Anschalten des Meural Canvas II zu bestimmten Uhrzeiten.
Weil das Smartphone oder Tablet zur Steuerung nicht immer zur Hand ist und es manchmal auf einfach fehl am Platz wirkt, kann der Canvas II per Gesten gesteuert werden. Damit man keine Spuren auf dem Display hinterlässt, geschieht dies am unteren Bildrand berührungsfrei in der Luft.
Eine Bewegung nach links bzw. nach rechts wechselt zwischen den Bildern. Eine Bewegung nach oben öffnet zusätzliche Informationen zum gezeigten Bild. Stammen die Bilder auf der Meural Art Library, dann finden sich hier Infos zum Kunstwerk und Künstler – selten mehr, als auf den kleinen Schildchen in Kunstgallerien und Museen zu finden ist.
Mit einer Bewegung nach unten können Galerien gewechselt und Informationen zur Leinwand aufgerufen werden.
Die Steuerung mittels Gesten funktioniert gut, braucht ein klein wenig Übung, weil zu schnelles Fuchteln vor dem Bilderrahmen selten die gewünschte Aktion zur Folge hat. Weniger ist hier mehr.
Meural Art Library
Einen wesentlichen Teil der App macht die Meural Art Library aus. Wer sich für 75 € im Jahr den Zugang zu dieser Kunstbibliothek kauft, der kann auf ca. 30.000 Werke klassischer und zeitgenössischer Kunst zugreifen und diese auf den Canvas übertragen.
Vom Abo-Preis erhalten die Künstler immerhin 60 Prozent, was in Zeiten rückläufiger Besucherzahlen von Museen und Kunstausstellungen durchaus als kleines Trostpflaster verstanden werden kann.
Eigene Inhalte über Cloud und SD-Karte
Auch ohne Meural Art Library lässt sich der Canvas II vollständig nutzen. Bilder die auf der Leinwand angezeigt werden sollen, müssen per Cloud bzw. SD-Karte bereitgestellt werden. Einfacher geht es meist per Cloud, denn die Inhalte können einfach per App hochgeladen werden. Von dort ruft der Canvas II sie dann ab.
Das erlaubt z.B. den Canvas II an Großeltern zu verschenken und die Leinwand aus der Ferne mit den aktuellsten Fotos der Enkelkinder zu bespielen. Notfalls auch aus dem Urlaub am anderen Ende der Welt.
Ein bisschen aufwendiger ist das Bereitstellen per SD-Karte, denn die Bilder müssen dort in speziellen Ordnern abgelegt werden. Das ist nicht weiter schlimm aber eben weniger komfortable, als die Lösung mit der Cloud.
Displayqualität – Herausragende Darstellung bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen
Das große Staunen beginnt nach der Einrichtung, wenn der Meural Canvas II die ersten Bilder an die Wand zaubert. Dazu ist als erstes die Charakteristik des Displays zu beschreiben, denn dieses ist matt und zwar in einer Art und Weise, wie man es von herkömmlichen Monitoren nicht kennt.
Genau diese matte Darstellung gepaart mit der richtigen Helligkeit sorgt dann dafür, dass man sehr genau hinschauen muss, um eine digitale Leinwand auszumachen. Um das Erlebnis zu transportieren reichen die Fotos in diesem Bericht nicht aus – die Digitalkamera sorgt für Moiré-Effekte wo in der Realität keine zu sehen sind und für ein Leuchten des Displays, das die Augen des Menschen deutlich weniger stark wahrnehmen.
Für die richtige Helligkeit zu sorgen ist dabei ein Teil der Kunst. Hilfreich ist dabei der Umgebungslicht-Sensor, der die Helligkeit der Leinwand anpassen kann. Ob man ein Bild lieber strahlend hell oder etwas zurückgenommen betrachtet liegt dann an den persönlichen Vorlieben, die sich über die App befriedigen lassen.
Strahlendere Inhalte erkauft man sich durch eine höhere Helligkeit des Displays, was hier und da den Eindruck ein gemalten oder gedruckten Bildes stört. Nimmt man die Helligkeit bewusst zurück, schwinden auch ein wenig die Kontraste, aber eben auch die Wahrnehmung, dass es sich um ein elektronisches Gerät handelt.
Bestückt mit den richtigen Inhalten trumpft der Canvas II wirklich ganz groß auf. Das Staunen auf der IFA 2019, auf der der Meural Canvas II zum ersten Mal gezeigt wurde, lässt sich immer wieder wiederholen.
Richtige Inhalte meint dabei hochwertige Inhalte, z.B. auf dem Meural-Bilderdienst oder eigene Inhalte bzw. Inhalte aus dem Netz, die möglichst verlustfrei aufgespielt werden. Qualitativ schlechte Bilder kann selbst das überragende Display nicht in Glanz erscheinen lassen.
Fazit: Meural Canvas II
Netgear hat mit dem Meural Canvas II aktuell ein Produkt im Portfolio, das keine wirkliche Konkurrenz hat. Produkte anderer Hersteller sind entweder kleiner, weniger hochwertig bzw. nicht so ausgereift. Die Darstellungsqualität des Canvas II dürfte für den Wettbewerb die größte Herausforderung sein.
Diesen Platz an der Sonne lässt sich Netgear auch entlohnen und so kostet der Canvas II je nach Größe und Rahmenwahl zwischen 650 und 850 €. Für das Geld bekommt man schon deutlich größere TV, die man sich an die Wand hängen könnte. Canvas II und TV-Displays sind aber nicht zu vergleichen – besonders von der äußeren Aufmachung her.
Wer sich den Meural Canvas II ins Haus holt, der wird mit einer tollen Darstellung und einem wohnzimmertauglichem Auftreten belohnt. Wenn dann noch die richtigen Inhalte den Weg auf die Leinwand finden, dann ist das Produkt ein teures, wenn gleich auch Freude schaffendes Investment. Wer also einen hochwertigen digitalen Bilderrahmen sucht, der hat hier von uns eine klare Kaufempfehlung.